KASSENSTURZ Hinrunde 19/20: –805.245 €

Die Saison läuft erst seit August und noch sind einige Verfahren aus der Hinrunde wegen Ausschreitungen durch Fans nicht abgeschlossen, und doch haben es einige wenige Fans der Fußballfans in DFB-Pokal sowie Ligaspielen geschafft, die Vereine insgesamt um über 800.000 € ärmer zu machen. Fast ein Viertel dieser Summe wurde vom DFB-Sportgericht allein im Monat Dezember ausgesprochen: 328.835 € – und das ist wiederum fast drei Mal so viel wie im Vormonat!!!

Die Geldstrafensumme der Hinrunde 19/20 entspricht mehr als dem Marktwert des gesamten Kaders von 14 Zweitligisten.

Im Fußball wird viel, sehr viel über Geld gesprochen. Es geht ja auch um sehr viel Geld. Das Problem ist nur: Was im normalen Leben abartig viel Geld ist, ist im Fußball irgendwie nichts. Nehmen wir die Summe der Geldstrafen der Hinrunde als Beispiel: achthundertfünftausendzweihundertfünfundvierzig Euro.

Immerhin wirkt es ausgeschrieben schon nach mehr. Aber in Zahlen? 805.245 – Das ist im Fußball nichts, was die Leute noch überrascht. Wer kennt denn noch einen Transfer unter einer Million Euro? Selbst Leihgebühren für eine Halbsaison liegen oftmals weit darüber.

Ein Lionel Messi verdient pro Saison das über 137-fache! Oder anders gesagt: Er hat diesen Betrag in rund 2,5 Tagen inne.

So gesehen, zumal ein Großteil der Strafen wegen Pyrotechnik ausgesprochen wurde, wahrlich viel Rauch um...äh... für nichts.

Aber andererseits wird da auch echt sinnlos Geld verbrannt. Die Summe ist höher als die monatlichen Kosten für 1.863 Menschen, die den Hartz IV-Regelsatz beziehen. Anders: Sie entspricht dem monatlichen Durchschnittseinkommen von über 281 Personen in Deutschland bzw. dem durchschnittlichen Jahreseinkommen von über 23 Personen.

Jetzt wirkt es schon mehr. Und interessanterweise klingt es nach noch mehr, wenn man sich vergegenwärtigt, dass der durchschnittliche Marktwert eines kompletten 2.Liga-Kaders der aktuellen Saison (lt. transfermarkt) mit ca. 807.000 € nur ganz knapp darüber liegt.

Diese Zahl ist aber insofern irritierend, geradezu irreführend, da allein der Marktwert des Kaders des VfB Stuttgart 2,54 Mio. € beträgt und nur noch drei weitere Teams aus Liga 2 einen Kader mit einem Marktwert über einer Mio. € besitzen (HSV: 1,77 Mio., Hannover 96: 1,56 Mio. sowie der 1. FC Nürnberg: 1,03 Mio.).

Das heißt: Die Summe liegt über dem Marktwert der Kader von 14  der 18 Teams aus dem Unterhaus. Die Summe der verhängten Geldstrafen im Monat Dezember liegt dabei nur unwesentlich unter dem niedrigsten Marktwert der 2. Liga (KSC: 357.000 €)

Insgesamt wurden im letzten Monat des Jahres 2019 in 27 Urteilen des DFB-Sportgericht 16 Mannschaften  zu Geldstrafen verurteilt:

  • Vier Vereine aus der Bundesliga: Borussia Dortmund, Eintracht Frankfurt, Borussia Mönchengladbach (2x) sowie der 1. FC Köln.
  • Sechs Vereine aus Liga 2: Hannover 96, HSV, VfL Osnabrück, VfB Stuttgart, VfL Bochum sowie die des KSC.
  • Sechs Vereine aus der 3. Liga: Hansa Rostock (6! mal), Eintracht Braunschweig (2x), Dynamo Dresden (4x), 1860 München (2x), 1. FC Kaiserslautern sowie die des Chemnitzer FC.

Auch in der monatlichen Hierachie der Idiotie sind alle Ligen vertreten:

  • Zur höchsten Summe wurde ein Drittligist verurteilt. Hansa Rostock wurde in einem Urteil mit 49.925 € zur Kasse gebeten. Insgesamt betrug der Schaden für den Verein wegen seiner „Fans“ 79.275 €.
  • Platz 2 in diesem unrühmlichen Ranking nehmen die „Fans“ von Borussia Dortmund ein, die den Verein 44.500 € kosteten.
  • Aber auch die 2. Liga ist auf dem Treppchen „dank“ der „Fans“ von Hannover 96, deren Fehlverhalten mit 33.200 € zu Buche schlug.

Alles nicht gut, kein Ruhmesblatt und sehr, sehr viel Geld. Nichtsdestotrotz reagieren die Vereine immer noch nicht mit der notwendigen Rigorosität gegen diese Menschen. Als ob diese einen Mehrwert hätten. Nehmen wir nur mal als Beispiel Hansa Rostock …

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Die Strafen im Einzelnen kann man sich hier ansehen.
Eine Zusammenfassung der Strafen in der Spielzeit 2018/19 kann man hier nachlesen.
Wie sich die Strafen zusammensetzen, erklären wir in der Preisliste der Dummheit.
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Die billigste Dauerkarte verkaufte der Verein für 169,00 €.

Angenommen, es gäbe einen harten Kern an Randalemachern von 50 Personen und alle diese hätten eine solche Dauerkarte. Dies entspräche einem Umsatz für den Verein von 84.500 €. Allein abzüglich der Strafen im Dezember hätte der Verein jetzt schon rund 8.000 € Miese gemacht, denn die Preise für die Dauerkarten sind inklusive Mehrwertsteuer. Netto bleiben bei dem Verein vom Verkauf von 50 Dauerkarten 71.008,40 €.

Dummerweise für den Verein waren es nicht die ersten Geldstrafen, die er für seine „Fans“ zahlen durfte. In der Hinrunde waren es bisher insgesamt über 92.000 €. Also noch mehr Miese. Und selbst wenn es 100 Randalierer mit Dauerkarte wären: Sie haben keinen Nutzen für den Verein – weder emotional und erst recht nicht wirtschaftlich, denn finanziell bleibt nichts beim Verein hängen – imagemäßig allerdings einiges. Davon aber nichts Gutes.

Doch ganz offensichtlich sieht man das in Mecklenburg-Vorpommern (sowie in fast allen anderen Bundesländern) wesentlich gelassener als in Sachsen. Da haben sich jetzt gleich zwei Vereine deutlich gegen ihre eigenen „Fans“ positioniert.

Sowohl Lok als auch RB Leipzig fahren bei aller Unterschiedlichkeit der Vereine dieselbe Linie der Nulltoleranz gegenüber denen, die sich „Fans“ nennen, aber ihrem Verein emotional und auch wirtschaftlich schaden.

(Quelle für Lok Leipzig; Quelle für RB Leipzig)

Das macht Hoffnung, denn in der Stadt nahm schon einmal eine riesige Bewegung für den deutschen Fußball ihren Anfang. Traditionsreicher geht es gar nicht. In Leipzig wurde am 28. Januar 1900 der DFB gegründet.

 

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