KASSENSTURZ Oktober 2019: –181.375 €

Viele Urteile ergingen vom DFB-Sportgericht letzten Monat wegen Fanfehlverhalten nicht. In absoluten Zahlen: 6. Davon waren ein Drittel echte „Kleckerlesbeträge“ von 600 bzw. 800 €. Dennoch mussten die Vereine insgesamt im Oktober 7% mehr an Geldstrafen für ihre „Fans“ löhnen als im Vormonat, denn es gab auch eine Megastrafe in Höhe von 166.000 €.

50 FAMILIEN VERFÜGEN MONATLICH ÜBER WENIGER GELD, ALS "FANS" VON SECHS VEREINEN IN EINEM MONAT VERBRANNTEN.

Der 1. FSV Mainz 05 wurde für das Fehlverhalten seiner Fans beim DFB-Pokalspiel beim 1. FC Kaiserslautern zu dieser Summe vom DFB-Sportgericht verurteilt.

Ansonsten traf es noch folgende Vereine:

  • SV Drochtersen/Assel – wegen Zuschauer im Innenraum (600 €)
  • Borussia Mönchengladbach sowie den Karlsruher SC – jeweils wegen Pyro (jeweils 4.800 €)
  • SG Sonnenhof Großaspach – weil ein Schuh sowie ein leerer Getränkebecher in Richtung des Schiedsrichterassistenten geworfen wurde (800 €)
  • Eintracht Braunschweig – wegen Pyro mit Spielunterbrechung (4.375 €)

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Die Strafen im Einzelnen kann man sich hier ansehen.
Eine Zusammenfassung der Strafen in der Spielzeit 2018/19 kann man hier nachlesen.
Wie sich die Strafen zusammensetzen, erklären wir in der Preisliste der Dummheit.
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Ist der Rückgang der Vorfälle ein gutes Zeichen? Gewiss. Aber nachhaltig ist es eher nicht, denn die Ausschreitungen bei den diversen Pokalspielen und Derbys im letzten Monat sind bekannt und dürften entsprechend hohe Geldstrafen nach sich ziehen.

Überhaupt ist es das Ausmaß der Gewalt im Einzelfall, das erschreckt: Man denke nur zurück an den Böller bei der Partie 1.FC Köln gegen Borussia Mönchengladbach mit zahlreichen Verletzten.

Im Gegensatz zu einem Flitzer ist das nicht mal ansatzweise lustig. Im Gegensatz zu einem geworfenen Bierbecher ist so etwas nicht mal einem spontanen Wutausbruch zu entschuldigen. Das sind ganz gezielte Aktionen, gegen die nicht nur die Polizei, sondern auch die Vereine und, wenn sie es nicht tun, der Verband noch viel gezielter vorgehen müsste.

Geldstrafen? Bezahlt keiner gern, aber in dem Business ist so etwas bei den Summen, die da im Spiel sind, noch zu verschmerzen.

Geisterspiele oder leere Blocks? Hat auch eher symbolischen Wert, denn sooo wichtig sind die Einnahmen aus dem Ticketverkauf für ein Spiel für die Jahresbilanz eines Vereins auch nicht. Warum also nicht einmal etwas ganz anderes probieren, z. B.

  • Einführung einer „Chaoten-Steuer“
    = einen Verein zwingen, die Preise für Tickets aus den Bereichen, die diese Gewaltexzesse verursachen, mit einem Betrag für alle zu versehen – am besten nicht unter 5 €. Dieser Betrag muss dann gespendet werden.

    Das träfe natürlich auch Menschen, die da sind und nichts gemacht haben. Aber sie haben halt auch nichts gegen eine solche Aktion unternommen, z. B. die Ordnungskräfte darauf aufmerksam gemacht, dass und was geplant ist. Folge: Die anderen wären aufmerksamer. So wären zudem die fairen Fans in den Kurven, die ja auch da die Mehrheit sind, motivierter, zum Wohle aller ihre Kurve von Chaoten zu befreien.
     
  • Verbot der Live-Übertragung
    Natürlich rechtlich schwierig, aber das würde den Verein sponsorenseitig treffen, schließlich zahlen deren Werbepartner viel Geld dafür, dass man ihren Namen überall lesen kann – und das am besten in einem positiven Umfeld. Wenn es nun keine Live-Bilder gibt, reduziert das deren Reichweite und damit den Wert der Werbeleistung des Vereins.

    (Ja, doof, dass der Gegner dann dasselbe Problem hätte. Allein deswegen geht es wohl eher nicht. Aber vielleicht ließe sich das ja mit Hilfe technischer Hilfsmittel wie einer Standortbeschränkung bei der Ausstrahlung eindämmen. Ginge auch nicht bei jeder Partie, aber ginge ... technisch zumindest.)

    Vielleicht würden so ja auch mehr Druck von Sponsorenseite hinsichtlich eines fairen Spiels geben. Von denen hört man in dem Zusammenhang nämlich wahrlich wenig. Sie sind aber Teil des Spiels.
     
  • Entzug von TV-Einnahmen
    Das wäre natürlich der krasseste Fall für den Verein. Da würden zwar die Bilder ausgestrahlt, damit hätten die Sponsoren ihre Reichweite und alle alles wie gewohnt, ob im Stadion, in der Kneipe, auf dem Sofa, aber der Verein hätte finanziell nichts davon. Spätestens dann würde jeder Verein es sich zweimal überlegen, ob und wie er jene „Fans“ schützt oder gar durch unbedachte Äußerungen zu unbedachten Handlungen animiert.

Ob sich das so realisieren lässt? Keine Ahnung. Aber es muss passieren, bevor noch Schlimmeres passiert.

Früher oder später führt wohl kein Weg daran vorbei, das bisherige System rigoros zu überarbeiten, dazu zählt natürlich auch eine entsprechende Justiz, um Hass- und Gewaltexzesse mit zahlreichen Verletzten (oder gar Schwerstverletzten, schlimmstenfalls Toten) zu verhindern.

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