Konträr:

Pyrotechnik

Pyrotechnik ist verboten. Das Thema erhitzt umso mehr die Gemüter. Denn etliche Fans wollen davon nicht lassen und sehen im farbenreichen Abbrennen und in der bunten Raucherzeugung eine Art kreativer Selbstverwirklichung. Nicht wenige Fans fühlen sich davon jedoch bedroht. Und auch in den Reihen der „Fairen Fans“ ist man sich nicht einig, ob das Verbot von Pyrotechnik im Fußball gerechtfertigt ist – sodass an dieser Stelle beide Positionen vertieft werden – so, wie es sein sollte: konträr, aber fair.

Kreative Selbstverwirklichung oder Bedrohung?

Pro Heiko Walkenhorst

Pyro (rauch- und flammenerzeugendes Zeug) ist gefährlich und für alle lästig, die davon direkt oder indirekt betroffen sind. Auch wenn die unmittelbare Verletzungsrate angeblich niedrig ist: Die Gefahr einer schwerwiegenden Verletzung ist immer hoch – leider Gottes auch, weil es genug Vollidioten gibt, die diese Sachen auch noch als Wurf- oder Geschossgegenstände einsetzen. Aaaber ...

... es hat was. Vor allem in Massen. Für die einen wohl, die es erregend finden, einen viele tausend Grad heißen Stab in Händen zu halten, aber vor allem für alle anderen, die das belästigungsfrei wahrnehmen können, sei es auf der anderen Seite des Stadions, am Fernseher oder dann in den diversen Medien als Bild oder Bewegtbild. Gebt es zu: Es sieht einfach geil aus!

Wohl auch ein Grund, warum Pyro offiziell eingesetzt wird, z. B. in Form von Feuerwerk auf Stadiondächern. Also scheint nicht Pyro das Problem zu sein, sondern – und das ist auch richtig so – die Sicherheit aller direkt und indirekt Beteiligten.

Wenn diese gewährleistet ist, warum eigentlich nicht? Im Stadion, im Innenraum ist das kurz vor, während oder kurz nach einem Spiel wohl kaum zu gewährleisten. Aber wenn sie ganz offiziell angemeldet und angekündigt wird, z. B. vor einem Spiel in Form eines Spaliers (wie es vor dem Spiel Zenit St. Petersburg gegen Fenerbahçe Istanbul geschah (Quelle) oder halt auch mal nach einem besonderen Spiel, wie z. B. dem letzten Spiel im alten Karlsruher Wildpark, warum denn eigentlich nicht? (Letztere war angemeldet, es gab das OK von Verein und Stadt, aber nichtsdestoweniger verurteilte der DFB den Karlsruher SC zu einer Geldstrafe von 3.000 €, da er die Aktion nicht genehmigt habe. (Quelle)

Es muss doch einen Weg geben, der das aktive wie passive Bedürfnis nach Show und Inszenierung von allen befriedigt – ohne Prinzipienreiterei und ohne Gefahr für Leib und Leben. Wenn angekündigt, angemeldet und genehmigt, sollte der Einsatz dieser Materialien Fans ebenso erlaubt sein, wie Vereinen und Verbänden auch.

Contra Alexander H. Gusovius

Was ist eigentlich so schwer zu verstehen, wenn es egal wo heißt: Die Mitnahme und das Abbrennen von Pyrotechnik sind verboten! Und was daran ist nicht einzusehen? Wieso glauben manchen Menschen, sie könnten ihre Freude oder andere Gefühlsstände einzig und allein dadurch ausdrücken, dass sie Pyrotechnik abbrennen und alles um sich her weiträumig in Rauch versinken lassen?

Es ist doch klar, dass derartige Feuerchen und Raucherzeuger so heiß sind, dass in dicht besetzten Bereichen wie in Stadien immer die Gefahr besteht, sich selbst oder jemand anderen damit zu verbrennen. Das gilt auch für die sogenannte „kalte“ Pyrotechnik, die nur mit wenigen hundert Grad statt mit weit über eintausend Grad abbrennt. Kommt hinzu, dass Pyros gern auch mal in den gegnerischen Fanblock geworfen werden oder aufs Spielfeld. Und aus allen diesen Gründen ist es richtig, dass Pyros in den Stadien verboten sind und bleiben. Pflastersteine sind je ebenso verboten.

Aber sind Pyros nicht toll anzuschauen? Sieht das nicht großartig aus, gerade unter Flutlicht bei Nacht, wenn zig Pyros geschwenkt werden und die Ränge in abenteuerliches Licht getaucht sind? Sicher, doch das wiegt die Gefahr, die davon ausgeht, nicht auf. Übrigens sind auch Fackelzüge durchweg beeindruckend anzuschauen. Wollen wir deshalb wieder Nazi-Fackelzüge durchs Brandenburger Tor marschieren sehen?

Nein, der Fußball ist nicht der passende Ort für Leute, die gern zündeln. Wer’s braucht, muss sich eben bis zum 31. Dezember gedulden...

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