Die Initiative gegen das Vergessen

!NIE WIEDER

Fußballfans werden oft auf den Stadionbesuch beschränkt – oder das kollektive Schauen von Fußballspielen an anderen Orten wie Wohnzimmern, Kneipen oder Public Viewings. Dabei sind zahlreiche Fußballfans hochgradig sozial engagiert. Viele auf Vereinsebene, andere agieren vereinsübergreifend nicht nur deutschlandweit gemeinsam für ihre gute Sache. Auf so vielen Ebenen bestes Beispiel dafür ist die am 27. Januar 2004 gegründete Initiative „!Nie wieder“, die sich für eine würdige Gedenkkultur und für ein Stadion ohne Diskriminierung einsetzt.

Der 27. Januar ist kein zufälliges Datum. An diesem Tag im Jahre 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz von der Roten Armee befreit. Jedes Jahr setzen daher die Bündnispartner an den Spieltagen rund um diesen Datum in den Stadien mit klugen, kreativen Aktionen und Veranstaltungen ein unübersehbares Zeichen gegen den alltäglichen und aktuellen Rassismus, der Fremdenfeindlichkeit und des Antisemitismus.

Letzteres muss ohnehin für jeden deutschen Fußballfan nicht nur aus Gründen der Humanität und Menschlichkeit eine Selbstverständlichkeit sein, sondern zusätzlich aus dem Grund, dass es Männer jüdischen Glaubens waren, die den Fußball in Deutschland eingeführt und groß gemacht haben – (vielleicht) allen voran: Walther Bensemann.

Für ihn war Fußball immer auch ein "Akt der Völkerverständigung". Er war daher auch der Initiator des ersten bedeutsame Sportkontakt zwischen den damals verfeindeten Nationen Deutschland und Frankreich. Das war 1898! 22 Jahre später, ergo heute vor 100 Jahren, gründete er 1920 das Sportmagazin "kicker", das er als ein "Symbol der Völkerversöhnung durch den Sport" verstanden haben wollte. Doch er war beileibe nicht der einzige.

Weitere bekannte Fußballer fielen dem Wahn der Nazis zum Opfer. Das Magazin „11 Freunde“ veröffentlichte ein Sonderheft zu dem Thema mit zahlreichen Biografien, das man sich als PDF auf der Seite der Initiative „!Nie wieder“ anschauen und /oder herunterladen kann.

Darin findet man auch die Biografie von Julius Hirsch. Der ehemalige deutsche Nationalspieler wurde eines der Abermillionen Opfer der Nationalsozialisten. In Erinnerung an ihn werden seit 2005 jährlich Vereine, Initiativen oder Einzelpersonen mit dem Julius-Hirsch-Preis des DFB ausgezeichnet, die sich öffentlich

  • für die Unverletzbarkeit der Würde des Menschen und gegen Antisemitismus und Rassismus
  • für Verständigung und gegen Ausgrenzung von Menschen 
  • für die Vielfalt aller Menschen und gegen Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit

einsetzen. Nicht ganz uninteressant, zumindest für Außenstehende kurios, ist in dem Zusammenhang festzustellen, dass der Preis erst NACH der Gründung dieser Initiative „!Nie wieder“ initiiert, sie aber nie mit ihm ausgezeichnet wurde. ;-)

 

-------

Weitere Informationen zu dem Thema:

Buch:

  • Judenstern und Lederball (Dietrich Schulze-Marmeling (Hg.)) – (Besprechung)