KASSENSTURZ August 2020: –251.000 €

Mitte März beschloss der DFB, alle Strafverfahren wegen Fanfehlverhaltens, die seit dem 1.1.2020 anhängig waren oder geworden wären, aufgrund der Corona-Pandemie nicht zu verfolgen, um die Vereine finanziell nicht weiter zu belasten. Ausgenommen davon waren die Strafverfahren, die noch aus dem letzten Jahr offen waren. Die wurden dann im August verhandelt. Es waren nur noch sechs, aber die hatten es in sich. Die 10.000 Euro, zu denen der 1. FC Heidenheim aufgrund des Verhaltens seiner Fans nach dem Spiel verurteilt wurden, sorgten für die erschreckende Gesamtsumme von über einer Viertelmillion Euro - und dabei wurden den Vereinen wegen der aktuellen Situation sogar noch 25% erlassen.

Das Ende einer alles anderen als normalen Saison:
251.000 € mit nur sieben Urteilen.


 

Verurteilt wurden Eintracht Frankfurt, Bayer Leverkusen, der VfB Stuttgart, Fortuna Düsseldorf, der VfL Osnabrück sowie der 1. FC Köln. Allen Klubs diesen Clubs wurde ein Strafrabatt von ca. 25 Prozent eingeräumt, weil die Klubs gerade durch fehlende Zuschauer-Einnahmen derzeit finanzielle Einbußen in nicht unerheblichem Maße hinnehmen müssen. Nichtsdestotrotz mussten diese Vereine im Schnitt (!!!) 40.166,67 € für das "Unfairhalten" Ihrer Fans bezahlen.

Auch wenn ihnen neben dem "Strafrabatt" eingeräumt wurde, ein Drittel ihrer Strafen für sicherheitstechnische und infrastrukturelle Maßnahmen zu verwenden, ist das für die Vereine gerade in der Situation sehr viel Geld.

Wenn man bedenkt, dass der VfB Stuttgart wegen der Situation sogar Staatshilfe beantragte, um seine Liquidität zu sichern (Über seine Hausbank stellte er einen Antrag bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) in Höhe von zehn bis 15 Millionen Euro. (Quelle)), verwundert es immer wieder, wie tolerant die Vereine gegenüber denen sind, die sie so schröpfen.

Dabei ging es beim VfB noch: Er wurde in der letzten sechs Mal verurteilt und kam dabei mit 62.540 € dabei noch recht glimpflich weg. Anderseits ist es auch nicht so wenig, wenn man bedenkt, dass dies fast 10% der Gesamtsumme ist, die Zweitligavereine wegen ihrer Horden zu löhnen hatten: 662.450 €!

Dabei muss man berücksichtigen, dass sie wegen geringerer Einnahmen auch für die gleichen Vergehen milder bestraft werden als Bundesligavereine.

Mehr Strafen in 2. Liga als in der Bundesliga

36 Mal wurden Vereine aus der 2. Liga wehgen ihrer Fans zur Kasse gebeten. Die Bundesligisten "nur" 29 Mal. Dabei kam aber fast die doppelte Summe zustande. Am Ende der Saison rissen die Fans der Vereine aus dem Oberhaus ihren Clubs ein Loch von über 1 Million Euro in die bei einigen doch sehr klammen Kassen, genau: 1.106.000 €!

Unrühmlicher Rekordhalter in puncto Strafbetrag der Saison 2019/20 war Hertha BSC mit 190.000 € – und das mit nur einer Bestrafung. Am häufigsten (jeweils 4x) mussten Eintracht Frankfurt, 1. FC Köln sowie Borussia Dortmund Geld an den DFB überweisen.

"Bayerndusel"

Völlig ohne Strafen kamen nur vier Vereine aus dem Oberhaus aus: TSG Hoffenheim, RB Leipzig, SC Paderborn und der FC Bayern München – wobei gerade Letzterer wohl am meisten von der Amnestie durch den DFB profitiert haben dürften (sowie die von Borussia Mönchengladbach).

Deren Fans sorgten kurz vor der Unterbrechung der Saison wegen des Virus für mehrmalige Unterbrechungen ihrer Spiele gegen die TSG  Hoffenheim. Dabei stand die Partie des Rekordmeisters kurz vor dem Abbruch (und das beim  Stande von 6:0 für die Münchner). Die fällige Strafe hätte die von Hertha BSC mit Sicherheit um Längen überragt. So nachvollziehbar die Entscheidung der Amnestie durch den DFB zum Wohle der Vereine und zur Beruhigung der Situation war, so schade ist es gerade in dem Fall, denn das war schändlich, was sich da abspielte und die Straffreiheit könnte ein falsches Signal setzen. Außerdem hätte es keinen Armen getroffen ... :-)

Wer braucht was?
Hass und Gewalt braucht keiner!

Die Fans gaben dafür dem DFB die Schuld, da er eine "Kollektivstrafe" gegen die Fans von Borussia Dortmund ausgesprochen habe. Das stimmt so nur bedingt, denn es war die Aufhebung einer Bewährungsstrafe, die allen bekannt war – und die der Verein im Vorfeld ja akzeptiert hatte. Jeder, also auch die Verantwortlichen des BVB wussten, was folgen würde, würden sich deren Fans nicht ordnungsgemäß verhalten. Was sie natürlich bewusst nicht taten. Es war eine geplante Eskalation, die dann auch mit maximaler Vehemenz eintrat.

Doch dann kam dem Fußballgott sei Dank – zumindest was die Befriedung der Gemüter anging – das Virus und die Phase der Geisterspiele. Diese verlief nach anfänglichem Ignorieren der Vorgaben auch fanseitig beispielhaft.

Natürlich haben die einschlägigen Kreise und Foren dafür plädiert, die Saison nicht fortzusetzen, solange sie nicht ins Stadion können, aber zu ihrem großen Entsetzen wurde ihre Befürchtung war: Fußball geht auch ohne sie.

Natürlich ist es nicht dasselbe. Natürlich fehlt die Emotion. Das Live-Erlebnis mit Freunden im Stadion ist besonders und sollte alsbald auch wieder möglich sein bzw. ermöglicht werden. Aber es geht halt auch ohne, so dass man leider zu der schrecklichen Feststellung kommen muss, dass wir Fans den Fußball letzten Endes mehr brauchen als er uns.

Das ist auch ein Signal für die Vereine. Sie könnten das auch endlich dafür nutzen, die paar wenigen, die sie Geld und alle anderen Nerven kosten, aus den Stadien zu halten. Die Phase der Geisterspiele hat gezeigt, dass es auch sehr gut ohne die geht, die meinen, unseren Sport für ihre Zwecke missbrauchen zu können. Und vielleicht erkannten auch ein paar der Allerverbohrtesten, wie wenig man sie, ihre Eskapaden, sei es in Form von Pyro, fliegenden Bechern oder Fäusten, wirklich benötigt – und hören auf damit und wenden sich wieder dem zu, worum es uns allen geht:

schönen und fairen Fußball!

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Die Strafen im Einzelnen kann man sich hier ansehen.
Eine Zusammenfassung der Strafen in der Spielzeit 2018/19 kann man hier nachlesen.
Wie sich die Strafen zusammensetzen, erklären wir in der Preisliste der Dummheit.
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