KASSENSTURZ November 2019: –114.475 €

14 Urteile wurden im November 2019 wegen Fanfehlverhalten durch das DFB-Sportgericht ausgesprochen. Obwohl das über 100% mehr waren als im Vormonat, fiel die Gesamtsumme mit 114.475 € um fast 70.000 € geringer aus die des Vormonats. Ein gutes Zeichen? Nein, denn gerade das Mehr an Strafen ist beunruhigend, zumal 13 der Urteile gegen Drittligisten ergingen – und die Höchstrafe auch wegen Ordnungskräfte verhängt wurde, die Kleidung mit nationalsozialistischem Aufdruck trugen.

Fans von Drittligaclubs verursachten Schäden für ihre Vereine von mehr als 100.000 €.

Nur der 1. FC Union Berlin wurde als einziger Erstligist für das Fehlverhalten seiner Fans im Monat November bestraft. (10.000 € kostete ihn die Pyroaktion.) Die Fans von Vereinen aus der 2. Bundesliga verhielten sich sogar absolut straffrei im vergangenen Monat.

Ganz anders hingegen verhielten sich die der Vereine aus der 3. Liga:

Deren Fans sind verantwortlich für Schäden von über 100.000 €. Allein die von Dynamo Dresden sorgten dafür, dass der ohnehin nicht auf Rosen gebettete Verein nun 45.000 € weniger zur Verfügung hat für seinen Kader, Jugendabteilung oder andere Belange - und das Besondere an der Rekordstrafe des Monats: Sie hat NICHTS mit Pyro zu tun, sondern ausschließlich mit schriftlichen Beleidigungen sexistischen und sogar (ausgerechnet bei den Ordnungskräften) nationalsozialistischen Inhalts, u.a. war auf T-Shirts ein SS-Totenkopfsymbol abgebildet.

Ansonsten traf es noch folgende neun Vereine:

  • FC Bayern München (U23) (2x) – jeweils wegen Pyro (4.450 € und 700 €)
  • Hallescher FC (2x) – jeweils wegen Pyro (5.250 € und 700 €)
  • Preußen Münster (2x) – wegen Pyro (einmal mit Spielunterbrechung) (1.750 € und 350 €)
  • 1. FC Kaiserslautern – Pyro (4.900 €)
  • TSV 1860 München – wegen Pyro und schmähendes Banner (850 €)
  • FSV Zwickau – wegen Pyro (1.400 €)
  • KFC Uerdingen– wegen Pyro (2.100 €)
  • SV Waldhof Mannheim – Pyro und Angriff auf einen Polizisten, der dabei verletzt wurde und in einem Krankenhaus ärztlich versorgt werden musste (15.150 €)
  • 1. FC Magdeburg – wegen Pyro mit Spielunterbrechung (21.875 €)

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Die Strafen im Einzelnen kann man sich hier ansehen.
Eine Zusammenfassung der Strafen in der Spielzeit 2018/19 kann man hier nachlesen.
Wie sich die Strafen zusammensetzen, erklären wir in der Preisliste der Dummheit.
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Die Idee, das das gleiche Vergehen anders bestraft wird, ist einerseits richtig, da die Vereine in den unteren Ligen über weit weniger finanzielle Mittel als die Vereine aus den höheren Ligen verfügen - allein der TV-Gelder wegen. Andererseits könnte dies auch ein Anreiz für auseinandersetzungswillige Personen sein, vermehrt dort ihr Unwesen zu treiben, da die Sache an sich für sie dieselbe ist, es aber letztlich den Geschädigten weniger kostet. Vielleicht sehen sie darin sogar etwas Gutes. Es sollte also beobachtet und dann auch entschieden reagiert werden, sollte sich das bestätigen. 

Ansonsten wiederholen wir hier gerne unsere Vorschläge aus dem Vormat, wie man dem Problem vielleicht auch Herr werden kann.

  • Einführung einer „Chaoten-Steuer“
    = einen Verein zwingen, die Preise für Tickets aus den Bereichen, die diese Gewaltexzesse verursachen, mit einem Betrag für alle zu versehen – am besten nicht unter 5 €. Dieser Betrag muss dann gespendet werden.

    Das träfe natürlich auch Menschen, die da sind und nichts gemacht haben. Aber sie haben halt auch nichts gegen eine solche Aktion unternommen, z. B. die Ordnungskräfte darauf aufmerksam gemacht, dass und was geplant ist. Folge: Die anderen wären aufmerksamer. So wären zudem die fairen Fans in den Kurven, die ja auch da die Mehrheit sind, motivierter, zum Wohle aller ihre Kurve von Chaoten zu befreien.
     
  • Verbot der Live-Übertragung
    Natürlich rechtlich schwierig, aber das würde den Verein sponsorenseitig treffen, schließlich zahlen deren Werbepartner viel Geld dafür, dass man ihren Namen überall lesen kann – und das am besten in einem positiven Umfeld. Wenn es nun keine Live-Bilder gibt, reduziert das deren Reichweite und damit den Wert der Werbeleistung des Vereins.

    (Ja, doof, dass der Gegner dann dasselbe Problem hätte. Allein deswegen geht es wohl eher nicht. Aber vielleicht ließe sich das ja mit Hilfe technischer Hilfsmittel wie einer Standortbeschränkung bei der Ausstrahlung eindämmen. Ginge auch nicht bei jeder Partie, aber ginge ... technisch zumindest.)

    Vielleicht würden so ja auch mehr Druck von Sponsorenseite hinsichtlich eines fairen Spiels geben. Von denen hört man in dem Zusammenhang nämlich wahrlich wenig. Sie sind aber Teil des Spiels.
     
  • Entzug von TV-Einnahmen
    Das wäre natürlich der krasseste Fall für den Verein. Da würden zwar die Bilder ausgestrahlt, damit hätten die Sponsoren ihre Reichweite und alle alles wie gewohnt, ob im Stadion, in der Kneipe, auf dem Sofa, aber der Verein hätte finanziell nichts davon. Spätestens dann würde jeder Verein es sich zweimal überlegen, ob und wie er jene „Fans“ schützt oder gar durch unbedachte Äußerungen zu unbedachten Handlungen animiert.
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