GEWALTIGE ZAHLEN: 2019/20

Die Saison 19/20 war natürlich eine ganz Besondere: zum einen wegen des Ausbruchs der Corona-Pandemie, der Unterbrechung der Spielzeit und die anschließenden Geisterspiele, aber auch wegen der  zum Teil sehr extremen Vorfälle in den Stadien der Ligen 1-3 kurz vor der Spielpause.

Der Bericht der Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) ist dennoch lesenswert und aufschlussreich – oder genau deshalb ...

Trotz Geisterspiele gab es 19/20 über 100% mehr verletzte polizeiliche Einsatzkräfte als in der Vorsaison.

Es gibt im Vergleich zum Vorjahr sehr viele Rückgänge bei sehr vielen Delikten zu verzeichnen – in absoluten Zahlen. Das ist positiv, aber es hinkt natürlich, denn rund ein Viertel der Saison und gerade auch die bekanntermaßen mit sehr viel Emotionalität begleitenden "Endspiele", also jene, in denen es um Auf- oder Abstieg geht, fanden vor leeren Rängen statt.

Von daher ist es nicht überraschend, dass das ZIS zu dem Schluss kommt:

"Eine Trendwende, die einen gravierenden Rückgang des gewaltbereiten Potenzials in den Anhängerschaften der Vereine der Bundes- bis Regionalligen indizieren würde, ist weiterhin nicht erkennbar."

Das hat vor allem damit zu tun, dass die Zahl der sogenannten "Fans der Kategorie B" (gewaltbereite/-geneigte Fans) sowie der sogennanten "Fans der Kategorie C" (gewaltsuchende Fans) in den ersten drei Ligen mit 10.380 bzw. 2.993 Personen gleichgeblieben ist. Die meisten dieser Personen werden dabei in der Bundesliga verortet.

In den Regionalligen, von denen es ja fünf gibt und manche auch mit mehr als 18 Mannschaften bestückt sind, sind es insgesamt "nur" 3.366 Personen, die seitens der ZIS der Kategorien B und C zugerechnet werden. Auch das ein deutliches Indiz dafür, dass es seitens dieser "Fans" nicht um Emotionen geht, sondern vor allem um eine Bühne für ihr Tun.

Erfreulich hingen ist, dass die Politik bzw. die politische Gesinnung der Straftäterinnen und Straftäter nur eine untergeordnete Rolle spielen. Eine Auswertung ergab, dass ...

"... ca. 190 Personen (ca. 2,1 Prozent) der bundesweit erfassten „Gewalttäter Sport“ dem rechtsmotivierten und ca. 125 Personen (ca. 1,4 Prozent) dem linksmotivierten Bereich zuzurechnen ..."

seien. Diese prozentualen Werte seien im Verhältnis zur Vorsaison nahezu unverändert, wenngleich es im "rechtsmotivierten Bereich" einen Rückgang von 0,4% gegeben habe.

Das wirklich Entscheidende ist aber die körperliche Unversehrtheit aller Beteiligten. Auch hier gibt es positive Nachrichten – allerdings (fast) "nur" in absoluten Zahlen:

Lag die Anzahl der Verletzten in der letzten Saison über die drei ersten Ligen hinweg noch bei 742 Personen, so waren es 19/20 nur noch 660 Personen. Wenn man aber von einem gleichmäßigen Verlauf ausgeht (was nett ist, den neben den "Endspielen" fanden ja auch einige Derbys ohne Zuschauer statt), müsste man die 660 Personen um den Anteil der Geisterspiele innerhalb der Spielzeit (rd. 25%) erhöhen, womit man auf 825 käme. Damit wäre das kein Rückgang, sondern eine Zunahme von 11%.

So scheint sich der Trend aus der Vorsaison zu intensiverer Gewalt zu bestätigen. Insbesondere waren die polizeilichen Einsatzkräfte hiervon betroffen. Bei ihnen verzeichnete die ZIS sogar in absoluten Zahlen und trotz "verkürzter" Saison - zumindest für einen Großteil der Polizei – von 91 auf 191 Personen.

Relativ weniger wurden immerhin die Anzeigen wegen Körperverletzungen. Nur noch etwas mehr als jede fünfte Anzeige (21,1%) hatte diesen Straftatbestand zum Anlass. (In der Saison davor war es noch jede vierte. (25%)) Dafür nahmen die Verstöße gegen das Sprengstoffgesetz (also: Verwendung von Pyrotechnik) deutlich zu: Sie betrafen 18,0% aller Delikte (Vorsaison: 13,4%).

Die Tabelle
des Irrsinns

In dieser Tabelle haben wir mit dem großen Willen, aber ohne Anspruch auf Vollständigkeit alle Urteil von Sportgerichten seit 2010 zusammengetragen.

Zur Strafentabelle

Wer sich die Zahlen für 2019/20 im Details anschauen möchte, kann sich hier den ZIS Jahresbericht 2019/20 direkt kostenlos herunterladen.

Oder man klickt einfach auf die Seite der Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze. Dort sind alle Jahresberichte seit 1999/2000 zur Ansicht und als Download bereitgestellt.

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