KASSENSTURZ Januar 2020: –919.325 €

Man ahnte schon, dass es ein besonderer Monat wird, aber sooo besonders? Im Januar sprach das Sportgericht des DFB Geldstrafe in einer bisher unerreichten Höhe aus. Sie lag höher als die Gesamtsumme der Hinrunde 19/20 (807.000 €), und die lag schon über der Gesamtsumme der kompletten Saison 2010/11 (805.245 €).

Aber war es ein Thema in der Berichterstattung? Nicht wirklich. Es ist ein Skandal ...

"Scheiß Beinah-Millionäre!"

 

Gerade einmal 80.675 € fehlen - und der DFB hätte in einem Monat die Millionenmarke geknackt. Diesmal geht es aber nicht um Sponsoring- oder Werbeverträge, TV-Rechte oder so was, sondern um die Geldstrafen, die sein Sportgericht in den 27 Urteilen des Monats Januar 2020 aussprach.

919.325 € waren es insgesamt in den 27 Urteilen gegen 22 Vereine aus vier Ligen!

Doch nicht nur die Höhe stellte einen neuen (schrecklichen) Rekord dar, auch die Bandbreite der Strafen ist mehr als außergewöhnlich. Sie reichte von 75 € (1. FC Mageburg) bis hin zu 190.000 € (Hertha BSC).

Interessanterweise hat der Traditionsklub aus der Hauptstadt von Sachsen-Anhalt die Möglichkeit genutzt, durch Täterermittlung die Geldstrafe um 75% zu senken. Der Klub aus der Bundeshauptstadt nicht. Geht es denen jetzt zu gut nach der Geldspritze durch den Investor?

Die Strafe erfolgte im Rahmen der Ausschreitungen gegen den FC Union Berlin. Sie haben immerhin die Möglichkeit des Einspruchs genutzt und konnten so ihre Strafe reduzieren; am Ende war mit 140.000 € aber immer noch ein Betrag, der den "Eisernen" mit Sicherheit mehr weh tun dürfte als der um 50.000 € höhere Betrag der "Alten Dame".

Das Schreckliche an den Urteilen ist nicht einmal unbedingt die Summe, sondern dass es sich eigentlich um Spiel nicht um eines der "klassischen", "schon immer" ( = "Tradition) von besonderer Rivalität geprägten Nachbarschaftsduelle handelte. Das zeigt, dass es diesen Leuten um den Missbrauch des Fußballs für ihre eigenen Zwecke geht.

HSV gegen St. Pauli ist schon eher eines dieser klassischen Derbys. Da verwundert es also weniger, dass es zu solchen Eskapaden kommt, aber verärgert dennoch, denn in dem Spiel selbst ist schon Feuer genug, da braucht es nicht auch noch Feuertöpfe, Bengalos etc. Aber (leider) "natürlich" kamen auch sie da zum Einsatz, was dem HSV ebenfalls eine Strafe von 140.000 € einbrachte; der Kiez-Club war immerhin mit 90.000 € dabei. 

Der Drittligist, der am meisten zahlen musste, war der SV Waldhof Mannheim: 12.950 €, auch für diesen Verein eine harte Strafe, aber auch er ... zahlt und schweigt – wie (fast) jeder Verein und auch die Presse. Ja, da wird sich kurzfristig echauffiert, aber es wird weder mittel- noch langfristig etwas dagegen getan. Und besonders irritierend ist das Stillhalten der Sponsoren. Warum finanzieren sie das indirekt mit? Wenn sie Druck auf die Vereine machen würden, z. B. ihre finanzielle Unterstützung in Relation zu solchen Ausschreitungen / Urteilen setzen, bliebe es nicht bei Schall und Rauch.

Es braucht das alles nicht. Pyro hat auch nichts mit Tradition zu tun. Es ist ein Import aus den späten 80er, frühen 90er Jahren. Aber offensichtlich haben es die Verantwortlichen so liebgewonnen, dass sie nicht konsequent dagegen vorgehen.

Das Argument, dass dies nicht geht, zündet nicht, denn in anderen Ländern geht es ja auch.

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Die Strafen im Einzelnen kann man sich hier ansehen.
Eine Zusammenfassung der Strafen in der Spielzeit 2018/19 kann man hier nachlesen.
Wie sich die Strafen zusammensetzen, erklären wir in der Preisliste der Dummheit.
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Inzwischen hat der HSV durch den DFB die Erlaubnis, unter Auflagen (z. B. Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen) bei einem Spiel zehn Rauchtöpfe in die Luft gehen zu lassen. Es soll ein Test sein. Naja, mal sehen, wie der ausfällt. In der Schule war es bei uns zumindest so, dass die Tests leicht waren. Das Problem war dann die Arbeit.

Davon käme einiges auf die Vereine zu, wenn diese Ausnahme Schule macht. Von daher vermuten wir eher, dass diese Rauchtöpfe die "Büchsen der Pandora" sind. Aber vielleicht ist das ja der (perfide) Plan: Ihr dürft abfackeln, aber wenn es nicht klappt, wird es ähnlich rigoros wie in England, Frankreich, den Niederlanden verfolgt.

Abwarten also - und daran denken, was in Pandoras Büchse letztlich verblieb: Hoffnung.

 

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